Geheimnisse Australiens

Geheimnisse Australiens

Die Australier sind ein besonderes Volk mit einer speziellen Art, Dinge zu sehen und Umstände in Kauf zu nehmen. Das müssen sie auch, denn ihr Land ist gleichzeitig ein Kontinent und das bedeutet unterschiedlichste Anforderungen an Mensch, Tier und Technik. Eine daraus resultierende, weitere liebenswerte Eigenschaft der Australier ist ihr Humor – für mich einer der Hauptgründe, immer wieder nach Down Under zurück zu kehren.

Und diesen Humor braucht man als Tourist auch. In den üblichen Souvenirläden trifft man Utensilien an, die man in keinem anderen Souvenirladen außerhalb Australiens käuflich erwerben kann. Zu Beginn erschließt sich einem auch der Sinn des Gegenstands nicht. Man zuckt mit den Schultern und denkt: „Andere Länder andere Sitten!“, doch dass dieses Souvenir auch nützlich ist, erfährt man erst später.

Ich spreche vom Korkenhut, der so genannte „swagman hat“ oder von einer Art „Imkerschleier“, die man über seine (in Australien notwendige) Kopfbedeckung stülpt.

Wozu in aller Welt braucht man so was? Dahinter steckt ein kleines, schreckliches Geheimnis des Red Center, also der roten Wüste im Landesinneren des Kontinents....

Der Red Center, landläufig auch das 089 Sign_OP_FOCOutback genannt, ist eine scheinbar lebensfeindliche Landschaft von berückender Schönheit und der Magnet für Touristen. Hier befindet sich unter anderem der mystische Uluru, der farbchangierende Monolith, den man neben dem Opernhaus in Sydney als das Wahrzeichen Australiens auf der ganzen Welt erkennt. Doch den Red Center nur auf Uluru zu reduzieren, wäre frevelhaft. In einer Wüste mit einer Ausdehnung über etwa eine Million Quadratkilometer verliert sich selbst ein noch so imposanter Monolith.

Weit verbreitet sind hingegen die aus rotem Sandstein bestehenden versteinerten Dünen, die diese Wüste prägen. Unter Felsvorhängen finden sich Jahrhunderte alte Felsmalereien und -ritzungen der Ureinwohner, die auch die ein- oder andere Klettertour rechtfertigen.

Und genau beim ersten Stopp, den wir einlegten, um uns auf die Suche nach den Malereien der Aborigines113 _OP_FOC zu machen, erlebten wir ein Phänomen, das in vielen Regionen des Kontinents bekannt ist.

Wir parkten unseren Van an der Straße und öffneten die Türen, um auszusteigen. Im selben Augenblick landeten hunderte Buschfliegen auf uns, bevorzugt steuern Sie auf Augen, Mund und Nase zu, um sich dort an Flüssigkeit zu erfrischen. Angesichts der Rinder- und Känguru-Kadaver, die den Straßenrand des Outbacks pflastern, ist dies eine schauderhafte Begegnung. Aber auch Sonnenbrillen und helle Kleidung bieten den „blowies“, wie sie von den Australiern liebevoll betitelt werden, ideale Landeplätze.

Wer sich im Souvenirladen mit einem „Imkerschleier“ eingedeckt hatte, konnte sich nun ins Fäustchen lachen. Geradezu reflexartig begannen alle mit der Hand vor dem Gesicht zu wedeln, was landläufig als „Aussie salute“ bezeichnet wird. Das Gemeine ist, dass die kleinen schwarzen Biester umso aktiver werden, je mehr man sie verjagt. Der swagman hat bietet leider keinen zuverlässigen Schutz vor den impertinenten Plagegeistern und so kam es durchaus auch vor, dass manch Mitreisender beim Einatmen eine der Buschfliegen verschluckte.

Die gute Nachricht 102 Kangaroo_OP_FOCfür alle, die gerade einen Brechreiz unterdrücken: Wenn sich abends die Dunkelheit ausbreitet, verschwinden die Fliegen ebenso spurlos wie sie einen bei Tageslicht überfallen.

Das wirklich Mysteriöse am Massenphänomen Buschfliege ist, dass man sie nie wahrnimmt, wenn man durch die Landschaft fährt und im Augenblick, in dem man die Autotür öffnet, kleben sie bereits in Armeestärke an einem.

Wo sie sich bis zu diesem Augenblick aufgehalten haben? Wer weiß das schon? Vielleicht sind sie am Unterboden des Vans durch die Landschaft gesurft. Zuzutrauen wäre es diesen hartnäckigen kleinen Monstern allemal!

 
Denise Crocoll

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