Kuba - Ein Blick, ein Lächeln
Ein Blick, ein Lächeln, ein kesser Hüftschwung und schon ist sie um die Ecke gebogen. Galt das Lächeln mir? Wohl eher nicht. Sie schenkte dem sonnigen Tag und der Lebensfreude ihren bezauberndsten Gesichtsausdruck.
Havanna. Ich bin wieder da. Ich gehe den Prado, eine breite Avenida hinunter. Maler stellen auf ihren Bildern ihre große Liebe, Kuba, in farbenfrohen Bildern dar. Auf halbem Wege ans Meer wiegen sich Paare engumschlungen im Tangotakt. Tango hier auf Kuba ? Sonntags nachmittags verdrängt der argentinische Nationaltanz den allgegenwärtigen Salsa für kurze Zeit auf dieser Prachtstraße.
Ein paar Minuten später biege ich auf den Malecon, die legendäre Uferstraße, ein. Hier erklingt er wieder, der Rhythmus des Salsa welcher das Leben auf der größten Karibikinsel zu bestimmen scheint. Die Pärchen und kleinen Gruppen , die sich hier vor allem abends einfinden, sind mit Musik und dem Lebenselexier Rum bestens versorgt. Die endlos erscheinende Straße entlang der Bucht von Havanna ist die Bühne für Selbstdarsteller, Romanzen, kleine Tragödien oder ganz einfach nur für das gemeinschaftliche Zusammensein von Freunden und Bekannten bevor man wieder in die engen, überfüllten Wohnungen von Havanna Centro zurückkehrt. Die baufälligen, vielfach eher abbruchreifen Gebäude, tragen zum Charme der vielbesuchten Hafenstadt bei. So die Meinung der Touristen. Die Kubaner teilen diese Ansicht nicht. Sie müssen sich mit den Verhältnissen arrangieren. Auch die Stars so mancher Fotoserie über Kuba, die Oldtimer, werden nur am Leben erhalten, weil es keine Alternativen gibt. Russische Motoren treiben viele dieser Dinosaurier an. Als Einkommensquelle, Taxi oder Fotomotiv, sind sie allerdings für die Besitzer sehr nützlich.
Abends sollte der Besucher nicht nur an das Tropicana denken. Gehen Sie abends zum Plaza Vieja und trinken Sie ein Bier aus der hauseigenen Brauerei in La Taberna la Muralla. Danach überqueren Sie am frühen Abend den Platz und betreten die Welt des Buena Vista Social Club. 2 Mitglieder dieser weltberühmten Combo, unterstützt von weiteren Stars der 50er und 60er Jahre, treten dort auf. Diese oft bereits 80-jährigen Entertainer lassen die Zuhörer mit ihrer Musik und Energie 90 Minuten lang keine Zeit zum Atem holen. Das sind die Orte und Momente, die man auch nach Jahren nicht vergessen hat, während Strände und Monumente sich bereits mit vielen anderen Urlaubseindrücken vermischt haben.
Aber Kuba ist nicht nur Havanna. In der wohl schönsten Stadt Kubas, in Trinidad, sitzen Abend für Abend Einheimische und ausländische Besucher auf den Treppenstufen neben der Kirche, die Show und die Tanzkünste der Kubaner zu bewundern oder gar selber Teil des Salsaspektakels zu werden.
Im nahegelegenen Dörfchen Manaca Iznaga erinnert der Sklaventurm und die ausschließlich dunkelhäutige Bevölkerung an einen unrühmlichen Teil der Geschichte Kubas. Auch davor darf man nicht die Augen verschließen, wenn man Land und Leute verstehen will.
Verbunden mit der wirtschaftlich schwierigen Gegenwart ist der Gast aus Übersee umso erstaunter, vielen außergewöhnlichen Künstlern, neben Musikern auch Malern und Kunsthandwerkern, zu begegnen.
Diese fröhlichen, zumeist unbeschwert erscheinenden Menschen und die musealen, einer vergangenen Zeit entsprungenen Lebensweisen verknüpfen sich zu Eindrücken, die kein anderes Land auf unserem Planet bieten kann.
Frank-Peter Becker
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