Eine Reise nach Kuba – oder eine Reise in die Vergangenheit
Endlich habe ich es geschafft und eine schon lang ersehnte Reise nach Kuba gemacht. Was noch viel spannender und interessanter war: Wir hatten bei dieser Reise nicht nur Übernachtungen in Hotels sondern auch in "Casas particulares", Privatunterkünftem bei Kubanern, die mittlerweile an ausländische Gäste vermieten dürfen.
Ich war total gespannt, schließlich kannte ich das noch aus meiner Kindheit. Damals bin ich mit meinen Eltern immer nach Bayern und Österreich gefahren, wo wir bei Privatleuten übernachteten.
Es war aufregend, als wir in dem kleinen Örtchen Viñales ankamen. Der Bus hielt vor einem größeren Haus, wo auch schon viele Kubaner auf uns warteten. Neugierig wurden wir beschaut, nicht weniger neugierig allerdings waren auch unsere Blicke. Jeder fragte sich, wie es wohl sein wird, werden unsere Gastgeber freundlich sein, wie wird die Unterkunft sein, wie können wir uns verständigen.
Es dauerte nicht lange und jeder hatte seinen Gastgeber für die nächsten zwei Nächte gefunden. Zu mir gesellte sich eine freundliche Frau, die sich als Marlene vorstellte und mich im Schlepptau durch den Ort in ihr Haus lotste.
Mit ein paar Brocken Spanisch, etwas Englisch und einem Lächeln im Gesicht unterhielten wir uns. Es war einfacher als gedacht und wir lachten viel. Stolz zeigte sie mir ihr charmant eingerichtetes Haus, das für die nächsten zwei Tage mein Zuhause werden sollte. Mein Zimmer war perfekt: Zwei große Betten, ein Kühlschrank sowie ein kleines Badezimmer waren jetzt mein Reich.
Marlene, meine Gastgeberin, bot mir gleich einen frisch gebrühten Kaffee an und wir plauderten sowohl mit Händen und Füßen als auch mit unseren Brocken Spanisch und Englisch. Dabei stellte sie mir dann auch noch die restlichen, im Haus lebenden Familienmitglieder vor: Mama, Papa, ihren Mann und ihre Schwester.
Sie bot mir auch an, bei ihr zu Abend zu essen, was ich für den zweiten Abend dankbar annahm. Hier gibt es ganz sicher typisch kubanisches Essen, was es im Restaurant ganz sicher nicht gibt, dachte ich mir. Ich durfte sogar noch Mitreisende aus der Gruppe mitbringen.
Den ersten Abend verbrachte ich mit der Gruppe bei einem gemeinsamen Essen und einem anschließenden Zug "um die Häuser" in Viñales. Von überall schallte die Musik, der ganze Ort swingte und überall wurde getanzt. So hatte ich mir Kuba nicht wirklich vorgestellt. Die kleinen Kneipen waren proppenvoll. Wir wurden überhaupt nicht als Fremde angesehen sondern waren mitten im Geschehen. Kaum saßen wir, wurden wir schon zum Tanzen aufgefordert. Es war nicht einfach, da half auch unser kleiner Tanzkurs in Havanna nicht viel! Gut - wir kannten die ersten drei Grundschritte, mehr aber nicht. Aber das war egal, es hat Spaß gemacht und das nicht nur uns, alle hatten ihren Spaß.
Früh war die Nacht zu Ende. Aus allen Ecken des Ortes hörte ich das Krähen der Hähne, die die Nacht als beendet meldeten. Eine funktionierende Dusche brachte mich ins Jetzt und ich freute mich auf mein Frühstück. Der Duft von Kaffee und ein reich gedeckter Frühstückstisch empfingen mich. Käse, Wurst‚ Früchte, frischer Papayasaft, Marmelade, Eier und Brot – so toll hatte ich es mir nicht vorgestellt. Marlene war sichtbar zufrieden, wie ich hungrig mein Frühstück einnahm und ließ sich nochmal bestätigen, dass ich am Abend mit drei weiteren Mitreisenden zum Essen komme.
Alle vier waren wir am Abend gespannt, was uns erwartet. Der Tisch war schon gedeckt, meine Mitreisenden wurden freundlich begrüßt und Marlene begann das Essen zu servieren: beste kubanische Hausmannskost. Es gab die typischen schwarzen Bohnen mit Tomaten und Reis, gebratene Bananenchips, Weißkrautsalat mit Tomaten sowie einen gebratenen Fisch mit Kartoffeln und Kürbispüree.
Wir waren überwältigt. Es schmeckte einfach nur lecker und Marlene war sichtlich zufrieden, dass es uns schmeckte.
Schade war nur, dass wir zu wenig Spanisch konnten, der Abend wäre bestimmt noch netter ausgefallen. Als ich mich dann am nächsten Morgen nach dem wieder opulenten Frühstück verabschieden musste, tat es mir richtig leid, diese gastliche Unterkunft verlassen zu müssen.
Michael Klaene
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