Im Alltäglichen das Wunderbare sehen - Meine Indien-Reisen mit Djoser nach Gujarat & Ladakh
Immer wieder werde ich gefragt, warum ich so gerne ausgerechnet nach Indien fahre, wo gerade dort die Lebensumstände (nicht nur die hygienischen!) so anders sind, als wir es in Europa gewohnt sind. Wo der Unterschied zwischen arm und reich enorm groß ist. Wo die Kultur und die Religion sich von der unseren so unterscheidet, dass ich manchmal nur verblüfft staunen kann.
…und gerade deshalb, weil es in Indien genau SO ist, liebe ich es, dorthin zu reisen. Manchmal muss ich mich aus der gewohnten „Komfortzone“ herausbegeben, um den Reiz bisher ungewohnter Sichtweisen zu erkennen. Muss runter vom Sofa, raus aus Deutschland, um den Blick über den europäischen Tellerrand hinaus zu wagen. Belohnt werde ich mit Eindrücken, die keine noch so gute TV-Reisereportage liefern kann.
Tief beeindruckt bin ich in Indien stets von der Haltung der Menschen, mit der sie ihr Leben (in der für sie oft durch kulturelle Gegebenheiten unabänderlichen Situation) meistern:
Wie nebensächlich der materielle Besitz wird, wenn das bloße (Über-)Leben zählt. Wie froh und zufrieden die Kinder im Kreis einer oft großen Familie ihr Leben trotz der widrigen Umstände gestalten, sich an Spielkameraden freuen und die Freiheit des Lebens auf der Straße für sich positiv nutzen. Wie dankbar sie sind, wenn sie in die Schule gehen dürfen (das würde ich mir daheim als Lehrerin sehr wünschen.) Wie klaglos ältere oder kranke Menschen ihr Schicksal annehmen und dennoch am Leben teilhaben und aktiv einbezogen werden, indem sie die Jüngsten betreuen, handwerkliche Arbeiten ausführen oder soziale Kontakte durch einen Plausch mit den Nachbarn aufrechterhalten. Wie demütig Groß und Klein, Alt und Jung ihr Schicksal, das manchmal für unsere Verhältnisse nur schwer erträglich ist, hinnehmen und Tag für Tag das Beste daraus machen.
Gerade in Indien lerne ich die einfachen Dinge des Lebens wieder sehr zu schätzen:
Ein schlichtes Bett nach langem Unterwegssein auf z.T. holprigen Pisten im Himalaya, eine erfrischende Dusche nach einem heißen, verschwitzten Monsun-Tag, einen stillen Platz auf dem Fußboden eines Klosters in Leh nach dem lärmenden Gewusel in Delhi, ein leckeres Thali mit einer belebenden Portion Chili, den Saft einer frisch mit der Machete geöffneten Kokosnuss oder ein Lassi bei aufkommendem Hunger.
Unbeschreiblich sind die vielen Eindrücke, die mich immer wieder überraschen, sobald ich in Indien reise:
Atemberaubend ist die weit gefächerte Farbpalette, der ich hier begegne. Die knallbunten Saris in allen Farben des Regenbogens mit den exotischsten Mustern bringen die Schönheit der Inderinnen – egal ob jung oder alt – zur vollen Geltung. „Hüftgold“ wird hier stolz gezeigt statt weggehungert. Cellulitis verschwindet unter den langen Gewändern…ein erfrischender Umgang mit den Unwägbarkeiten des weiblichen Körpers. Dazu beeindrucken die imposanten Ohrgehänge, der Nasenschmuck, die glitzernden Perlenketten oder die zwischen den Augen funkelnden Bindis.
Wie emanzipiert indische Frauen sich ihren Platz in der Gesellschaft suchen, erkämpfen, verteidigen und einnehmen, finde ich ebenso bemerkenswert. Auf dem Land – wie im Norden Gujarats – häufig noch in traditioneller Rolle als respektierte Hausfrau und Mutter zahlreicher Kinder. Aber auch hier zunehmend offen für Arbeitsteilung und neue Geschäftsmodelle, z. B. beim Verkauf der Stickarbeiten in den Stammesdörfern von Bhuj oder als außerordentlich resolute Fischverkäuferin in Diu, wo das Marktgeschehen fest in weiblicher Hand ist und die Männer als Zulieferer der Ware dienen.
Der Kontrast zu der durch die Hitze manchmal eintönigen Umgebung hebt die Farbigkeit besonders hervor: Die bunten Gewänder auf dem Fischmarkt von Diu in Gujarat, die Pfauen in der dürren Landschaft von Sasan Gir, die bunt bemalten Tempel in den kargen Bergen Ladakhs, der strahlend blaue Himmel über den schneebedeckten Bergen des Himalaya und die bunt im Wind flatternden Gebetsfahnen im Karakorumgebirge – um nur ein kleine Auswahl zu nennen.
Berührend auch, wie ehrfürchtig Glauben im ganzen Land gelebt und Spiritualität auf vielfältige Weise im Alltag integriert wird:
Da werden im Vorübergehen große Gebetsmühlen an der Hauptstraße oder kleine transportable Mühlen in der Hand gedreht. Allmorgendlich malen Frauen Mandalas auf die Türschwelle, Ganesha wird im Geschäft ein schön dekorierter Altar liebevoll gestaltet und zwischendurch wirft man sich im Tempel andächtig auf dem Fußboden nieder. Man zündet Butterlampen an und vom kargen Lohn werden Opfergaben wie Ölflaschen, Kekse und Süßigkeiten bei Mönchen im Tempel abgegeben. Böse Geister verscheucht man mit Maskentänzen und Totenfeiern werden ohne bedrückende Traurigkeit gemeinsam zelebriert in der Hoffnung, irgendwann das Nirvana zu erreichen.
In Ladakh trägt ein 80-jähriger seine Geranie im Blumentopf an den Straßenrand, um dem vorüberfahrenden Dalai Lama ein freundliches Weggeleit zu geben, und Frauen stehen in ihren traditionellen Trachten mit weißen Gebetsschals und Räucherstäbchen haltend am Wegesrand, um seine Heiligkeit die Ehre zu erweisen. Touristen auf dem Postamt werden schneller bedient, damit sie den Rinpoche ja nicht verpassen.
Zahlreich sind also die großen Kontraste innerhalb Indiens, die mich faszinieren: Die Hitze des Monsuns und die Kälte in den Höhen des Himalaya, die Wassermassen in der Regenzeit und die Dürre während der Trockenzeit, die Kargheit der Landschaft und die Einzigartigkeit des Himalaya, das urbane Getümmel in den Großstädten mit industrieller Infrastruktur und Fortschrittsbestrebungen und das beschauliche Dorfleben auf dem Land mit Pflege des traditionellen Kunsthandwerks.
Der Reiz besteht in der Gegensätzlichkeit und der indischen Art, damit umzugehen. Manchmal drängt sich mir als Europäerin jedoch die Frage auf, ob es eine „Verkehrte Welt“ gibt: Indien mit seinem vergleichsweisen Mangel an materiellen Werten - dafür aber mit einem enormen Reichtum an spirituellen Werten und menschlicher Zuwendung …oder Europa mit seinem großen materiellen Reichtum - aber einem Mangel an Mitmenschlichkeit und Herzlichkeit. Viel Positives lässt sich in beiden Welten finden, wenn auch die Schwerpunkte anders gesetzt sind.
Ein Eindruck aber überwiegt als Anreiz, um so oft es geht durch Indien zu reisen:
Die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen – ob im Trubel von Delhi oder in der Abgeschiedenheit Gujarats oder Ladakhs: Stets werde ich mit großer Offenheit und auch Neugierde empfangen. Andersartigkeit wird hier als interessant empfunden und ist kein Kriterium, das zu Ablehnung führt. Fremde werden herzlich willkommen geheißen mit einem freundlichen „Namaste“ oder „Julley“, einem Lächeln, einer Blütenkette und vor allem einer aufgeschlossenen Haltung gegenüber der Andersartigkeit begrüßt. Niemals bin ich bisher demonstrativer Ablehnung oder gar Feindseligkeit begegnet.
Demütig und dankbar für den unverdienten Luxus, in dem wir in Deutschland unbeschwert leben dürfen, kehre ich heim mit dem guten Vorsatz, die indische Mitmenschlichkeit und die Gelassenheit beim Umgang mit Hindernissen im Alltag in meine Welt zu übertragen. Leider benötige ich oft noch „Nachhilfe“, sodass ich möglichst bald wieder nach Asien zurückkehre.
Warum ich dann gerade mit Djoser immer wieder gerne zu neuen Ufern aufbreche?
Weil Djoser die Rahmenbedingungen der Reise (Unterbringung und Fortbewegungsmittel innerhalb des Landes) so gut organisiert, dass ich die Entdeckung des Landes unbeschwert genießen kann.
Weil die Reisebegleiter den Menschen Asiens zugeneigt sind, Begegnungen ermöglichen und gleichzeitig die Bedürfnisse der eigenen Reisegruppe im Blick haben.
Weil auch Einzelreisende in die Gruppe integriert werden und individuelle Wünsche im Rahmen der Möglichkeiten berücksichtigt werden.
Weil Djoser den verlässlichen Rahmen beim Aufbruch ins Ungewisse bietet.
Vielen Dank dafür!
Iris Päch
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