Durch den wilden Kaukasus in Armenien und Georgien
Nach einigen Stunden Ausruhen im Hotel in Jerivan geht es mit dem Bus zum geistigen Zentrum der armenischen apostolischen Kirche nach Etschmiadsin. Nicht jeder findet auf Anhieb den kleinen Skorpion im Deckenputz der Vorhalle der Hauptkathedrale. Wir machen auch noch Station in einer Lavasch-Bäckerei, wo wir bei der Herstellung des für Armenien so typischen dünnen Fladenbrotes den Bäckern zusehen können. Und natürlich haben wir es auch probiert. Auf dem Rückweg bestaunen wir die Ruinen der Kathedrale von Zvarthnots` und in der Ferne zeichnen sich schon die Umrisse des Berges Ararat ab, dessen Gipfel auch im Sommer von Schnee bedeckt sind.
Am nächsten Tag geht es mit der drittlängsten Seilbahn der Welt mit über 5,7 km zum Kloster Tatev tief im Südosten Armeniens hoch auf einer Felsnase gelegen. Adler kreisen am Himmel über dem einsamen Tal. An der Fassade der Ostseite der Hauptkirche sind züngelnde Schlangen eingemeißelt. Ein Mönch aus dem Kloster gibt uns eine Führung, so gewinnen wir aus erster Hand Einblicke in den Alltag dieser Mönche.
Auf den Selim-Paß mit der einzigen noch erhaltenen Karawanserei, erbaut 1332, geht es weiter. Hier haben die Karawanen der Seidenstraße Station gemacht. Ich suche nach einer steinernen Inschrift in der Vorhalle, Dort ließ ihr Erbauer, Fürst Tsch`esar, für die Nachwelt festhalten: „Ihr Reisenden, wir bitten Euch sehr, erinnert Euch unser in Christi Namen.“ Weiter geht es hinunter zum Sewan-See vorbei am Friedhof von Noratus mit seinen tausenden von Kreuzsteinen. Kreuzsteine sind allerorten und überall die Begleiter der Menschen, die ersten haben die Zeiten seit dem 9. Jahrhundert bin in unsere Tage überdauert.
Gegen Ende der Rundreise durch Armenien wird nach einer gut zweistündigen Wanderung durch den Dilijan-Nationalpark bei einer armenischen Familie im Wohnzimmer üppig gegessen. Die armenische Küche ist mit Schaschlik oder Tolma (mit Gemüse gefüllte Weinblätter) gut und abwechslungsreich. Aber dann in Georgien wird das Essen zu einem wahren Genuß. Dorthin geht es dann weiter über die Grenze.
Als Gott die Erde unter den Völkern verteilte, verspäteten sich die Georgier. Gott gab ihnen dann aber das schönste aller Länder, das er eigentlich für sich selbst vorgesehen hatte. Er machte dies, weil die Georgier die fröhlichsten von allen waren und auch den meisten Charme hatten. Es ist nun an jedem selbst, die alte Legende auf ihre Wahrheit hin zu prüfen!
Über Tiflis geht es in den hohen Kaukasus. Ziel ist die Dreifaltigkeitskirche Tsminda Sameba von Gergeti hoch über dem Ort Stepantsminda. Steil geht es bei der Wanderung bergan, aber die Ausblicke entschädigen für die Anstrengungen. Streng sind die Mönche. Fotografieren verboten, Frauen dürfen in das Innere der Kirche nur mit einem Kopftuch und angekleidet mit einem Rock. Auf meine Bitte hin erlaubt mir der Mönch dann aber doch, den Lichtstrahl in der Kuppel fotografieren zu dürfen.
Als nächstes statten wir der Stadt Gori einen Besuch ab. Hier befindet sich das Geburtshaus des sowjetischen Diktators Josef Stalin zusammen mit einem Museum, das die „Errungenschaften“ des „Vaters der Völker“ lobpreist. Wer dies nicht sehen möchte, könnte alternativ den Hügel mit der Festung Goris Tsikhe besteigen.
Der Höhepunkt für viele Besucher von Sakartvelo, wie Georgien in der Landessprache heißt, ist der Besuch des Höhlenklosters Vardzia. König Georgi III. ließ die Klosterstadt nach 1156 in eine 500 m hohe Felswand hineinbauen. Er ist zusammen mit seiner Tochter Tamar bildlich in Fresken in der Maria Himmelfahrt Kirche des Höhlenklosters dargestellt. Seit 1993 steht das Kloster auf der Liste der UNESCO Welterbestätten. Übrigens kennt bis heute niemand das Grab der Königin Tamar, die ihrem Vater auf den Thron nachfolgte.
Die letzten Tage der Rundreise werden in Tiflis, der Stadt der warmen Quellen verbracht. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten warten darauf, entdeckt zu werden. Bei einer Stadtführung kann man alles am besten erfahren. Abends gibt es in den unzähligen Restaurants Schaschlik mit pikanten Soßen, Manty (gefüllte Teigtaschen) oder Chatschapuri. Am besten schmecken mir adjarische Chatschapuri mit einem Spiegelei in der Mitte. Georgier essen das Chatschapuri mit dem Spiegelei ohne Messer und Gabel, nur mit den Fingern! Mir hat ein Einheimischer gezeigt, wie das geht. Er hatte gesehen, wie ich mein Eßbesteck, wie bei einer Pizza, in die Hand nahm und gesagt: „So ißt man hier Chatschapuri nicht.“
Dann geht es wieder über das Schwarze Meer mit vielen ungewöhnlichen Eindrücken nach Deutschland zurück.
Ulrich
Hier finden Sie eine Übersicht über Djoser-Reisen nach Armenien und Georgien.