Das hinduistische und buddhistische Fest Tihar in Nepal
Ein besonderes Erlebnis in Nepal ist das Lichterfest Tihaar. Ihm kommt eine besondere Bedeutung zu, da es nicht nur den Menschen und Göttern huldigt, sondern auch einigen Tieren wie Kühen, Krähen und Hunden, die
mit den Menschen in einer besonderen Beziehung stehen. Die Feierlichkeiten dehnen sich über fünf Tage aus.
Dieses religiöse Fest steht in Verbindung mit Yamraj, dem Gott des Todes, und Lakshmi, der Göttin des Wohlstandes. Eine Kombination, wie sie glaube ich auf diese selbstverständliche Art auch nur in hinduistisch-buddhstischen Kulturen zu finden ist.
Der erste Tag ist der Verehrung der Krähen gewidmet. Alle Häuser werden sowohl innen als auch außen liebevoll dekoriert. Auf den Dächern werden für die Krähen Süßigkeiten ausgelegt, um sie vom Krächzen abzuhalten, denn dies symbolisiert in der hinduistischen Mythologie Trauer.
Bei der letzten Trekking-Tour lud Hari, unser langjähriger Agenturpartner, meine ganze Gruppe am zweiten Tag von Tihaar spontan zu sich nach Hause zum Essen ein!
So etwas lässt sich natürlich nicht planen und ich glaube, die ganze Gruppe hat gespürt, dass dieser schöne Abend einfach ein absoluter Glücksfall war.
Der zweite Tag ist der Verehrung der Hunde gewidmet, die als Botschafter des Gottes des Todes, Yamraj, gelten. Auch die Hunde werden mit köstlichen Speisen verwöhnt, um den Gott milde zu stimmen.
Speziell am dritten Tag des Festes leuchten dann überall an den Häusern und auf den Wegen kleine Öllampen und Kerzen. Der dritte Feiertag ist der Kuh gewidmet. Kühe stehen symbolisch für Wohlstand und Reichtum. Kindergruppen ziehen umher, sing-sprechen kurze Lieder oder führen liebevoll einstudierte Tänze auf. Dafür erhalten sie von den Bewohnern Süßigkeiten oder etwas Geld. Vor den Hauseingängen werden mit bunten Farbpulvern schöne Mandalas auf den Boden gestreut und auch Kerzen angezündet. Damit soll Lakshmi, die Göttin des Wohlstandes, ins Haus „geführt“ werden. Die Straßen sind voller Freude und Gelärme. Und der Autoverkehr scheint noch heftiger als sonst zu sein. Alles ist durchtränkt von einer quirligen und gleichzeitig liebevollen Atmosphäre.
Am fünften Tag des Festes ehren die Schwestern traditionell ihre Brüder. Dies ist ein ganz wichtiger Tag für nepalesische Familien. Da dies genau während unseres Trekkings fiel und unsere Träger etwas Heimweh bekamen, wurden wir Frauen aus der Gruppe gebeten, sie zu segnen. Mit den besten Absichten, aber natürlich ungeübt, brachten wir verschieden farbige Pülverchen zu einem großen Tika auf die Stirn unserer Träger auf. Dies war ein berührender Moment für uns alle.
Sabine Eisenmenger
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