Eindrücke aus Südafrika und Lesotho
Eigentlich stand Südafrika gar nicht auf unserer Prioritätenliste, aber der Zufall und eine Fernsehsendung im Regionalprogramm brachten uns darauf. Und als vorauseilendes Resümee können wir im Nachhinein sagen: Südafrika ist mehr als ein Lückenbüßer – es ist ein fantastisches Reiseziel, ein Land mit vielen Facetten und traumhaften Landschaften!
Hier einige wahllos herausgegriffene Erlebnisse und Episoden:
5. Reisetag: Gamedrive in der Timbavati Game Reserve (Teil des Krüger Nationalparks)
Für mich bleibt nur der Platz neben unserem Fahrer Robert. Es geht in der morgendlichen Kühle – ja, es zieht mächtig – zum Tor des Nationalparks. 27 km sind es bis dahin. Nun heißt es Kamera und Fernglas bereit und die Klappe zuzuhalten.
Das erste gefährliche Tier, das wir zu sehen bekommen, ist ein Frosch; oder besser gesagt dessen Nachwuchs. In einem weißen, schaumigen Gebilde hängt der Laich und darunter befindet sich ein Tümpel. Sind die kleinen Fröschlein soweit gereift, dass sie das „Nest“ verlassen können, so fallen sie aus dem Schaumnest heraus direkt in den Tümpel, ihrem weiteren Lebensraum – ist das nicht praktisch?
Dann geht es aber Schlag auf Schlag: Elefant, Giraffe, Gnu, Büffel, Wasserböcke, Impalas, Nashörner. Löwen, Hippos und Affen begegnen uns nah oder weiter entfernt. Meist sehen die Fahrer die Tiere lange vor uns und halten an, um uns Gringos die Möglichkeit zu geben, zu fotografieren. Sie sind eben geschulter und haben bessere Augen als wir.
Gegen 9 Uhr steuern wir einen freien Platz an, wo wir das gemeinsame Frühstück im Busch zu uns nehmen können. Die Lodge hat alles sauber verpackt und mit warmen Getränken hierher gekarrt, damit es uns an nichts fehlt.
Um 12 Uhr fahren wir zur Mittagspause in eine andere Lodge, wo es gegen Bezahlung ein sehr brauchbares Mittagessen und Getränke gibt. Im Schatten genießen wir die Pause.
Nach dieser Pause besteigen wir wieder unsere Fahrzeuge zu einem neuen Anlauf, aber die Luft ist raus, es ist inzwischen sehr heiß geworden und die Tiere haben sich wohl auch mehrheitlich verzogen. Am Morgen war es dagegen bewölkt, bei fast angenehmen Temperaturen.
Gegen 16 Uhr sind wir in der Timbavati-Lodge zurück und verabschieden unseren Fahrer Robert mit einem kleinen Trinkgeld. Um 16.30 Uhr starten wir dann schon wieder zum „bushwalk“ mit dem einheimischen Guide „Exen“. Er nimmt seine Sache sehr ernst und erläutert Dinge, die wir entweder nicht sehen, oder denen wir keine Bedeutung beimessen. So zeigt er uns den „Ameisenlöwen“ den er als „Entlein“ (Ant-Lion) bezeichnet. Er erläutert verschiedene Tierspuren im Sand und einige Pflanzen die als Heilpflanzen verwandt werden. Den Höhepunkt allerdings bieten seine Ausführungen über den Giraffendung. So hebt er einige große „Kaffeebohnen“ (Dungköttel) auf und lässt uns raten was das wohl sei. Als wir endlich darauf gekommen sind, erklärt er, dass dieser Dung gut gegen Kopfschmerzen wäre, da er sauber sei. Dies, weil Giraffen nur von Bäumen die Blättchen abäsen, die ganz oben und damit frei von Verunreinigungen und Schmutz sind.
Zur Krönung nimmt er ein paar dieser „Giraffen-puhs“ wie er sie nennt, in den Mund und spuckt sie wie beim Kirschkern-Weit-spucken wieder aus und lacht. Von uns möchte dies keiner nachmachen. Daraufhin folgt dann eine Buschzahnbürsten-Vorführung, die wir allerdings schon aus Indien kennen. Er nimmt ein Aststückchen, fiedert es an einem Ende auf und putzt damit die Zähne. Aus manchen Pflanzen presst er weißen Saft heraus und erklärt, dass dieser giftig sei. Auch das ist uns bekannt, es sind sogenannte Wolfsmilchgewächse. Seinen Erklärungen zufolge wird dieser Saft von Schamanen – hier Sangomas genannt - zur Heilung von Augenkrankheiten verwendet.
Aloe-Vera nennt er „zera“ - der Saft wird zur Wundheilung und Blutstillung benutzt.
Zwischendurch sehen wir im letzten Abendlicht ein paar Zebras, Giraffen und Büffel.
Auf dem Rückweg macht er uns noch auf einige Blätter und kleine Früchte aufmerksam und erklärt deren Bedeutung als Notnahrung für Menschen im Busch.
In der Dämmerung kehren wir zur Lodge zurück und finden uns nun beim „Braai“ d.h. beim Grillabend wieder. Es gibt Buerewors (Bratwurst) und Rindersteaks, was beides gut schmeckt und gut zubereitet ist. An der Bar beim dürren Engländer „John“ – er ist der Barkeeper (und kein schlechter!) - nehmen wir den „Absacker“ mit Castle-Beer und Stacheldrahtschnaps (50%).
11. Reisetag:
Um 7 Uhr stehen wir auf und frühstücken gemütlich. Um 9 Uhr wollen wir zu einer Fahrt in den nahen Malolotja Park aufbrechen. Wir ahnen noch nicht, dass dies eines unserer schönsten Erlebnisse wird. Die Landschaft gleicht einer Hochalm – so abwegig ist dies gar nicht, da wir uns auf ca. 1.600 m Höhe bewegen. Der Parkeintritt kostet 25 ZAR und ist somit sehr moderat. Die angebotenen Aktivitäten sind verschieden. Manche brauchen den Kick und gehen zu einem sogenannten Seilrollen-Event, bei dem man sich wie Tarzan von Plattform zu Plattform an einem Stahlseil schwingt. Ich kenne das von meiner Militärzeit und habe schlechte Erfahrungen damit gemacht.
Andere wandern und wieder andere tun gar nichts. Wir entscheiden uns für einen zwang-losen Gang ins Grüne, einer Fotoexkursion zu den Tausenden von Frühblühern die hier versammelt sind.
Unsere Entscheidung stellt sich später als die für uns richtige heraus, denn wir werden nicht fertig, wunderschöne Blumen und Blüten zu entdecken. Ganz nebenbei sehen wir Vögel, Zebras und Buntböcke.
Unsere Begeisterung kennt keine Grenzen und wir genießen die bezaubernde Natur bei schönstem Wetter, dabei schießen wir Hunderte von Fotos. Kurz nach 12 Uhr kehren wir zum Besucherzentrum zurück, denn ich habe Hunger und Schmerzen im Fuß.
12. Reisetag
Heute soll es nach Lesotho gehen. Wir machen Rast in einem kleinen Städtchen an der Grenze. Es gibt einen kleinen Markt und einen ganz tollen, sagen wir Mal „Kunstmarkt“. Hier wird ausschließlich Schrott „recycled“ – so kann man es nennen. Aus Waschschüsseln schweißt man Miniaturschubkarren zusammen, aus einem Nachttopf macht man eine Collage. Es ist erstaunlich und skurril was hier zu sehen ist und was man aus diesen gebrauchten Dingen machen kann. Amüsant und durchaus sehenswert.
Nach diesen neuen Eindrücken passieren wir die Grenze. Die Bürokratie geht unproblematisch ihren Gang. Was man sofort mitbekommt: Hier herrscht bittere Armut. Die Grenzer haben nicht Mal einen ordentlichen Kugelschreiber.
Die Landschaft ist grün und canyonartig geformt. Bizarre Felsformationen aus Sandstein
in leuchtenden Farben säumen unseren Weg. In großem Stil wird in Steinbrüchen weißer Sandstein aus dem Fels geschnitten, der als Baumaterial Verwendung findet.
Zum guten Schluss fahren wir auf einer Staubpiste den Berg hinauf und halten an einem interessanten Wegpunkt: „Gates of Paradise“ also 'Tor zum Paradies' steht hier geschrieben. Nicht ganz zu Unrecht.
Im letzten Sonnenlicht hat man einen herrlichen Blick auf eine Landschaft, die aussieht wie ein großer flacher Krater und die sehr fruchtbar zu sein scheint. Sie hat wirklich etwas paradiesisches. Unser geübtes Auge kann sofort erkennen, dass es sich tatsächlich um eine Senke vulkanischen Ursprungs handelt, denn ich finde schon bei den ersten Schritten Material das magmatische Anzeichen trägt Es gibt blassblaue Stücke von Chalcedon, Achat und Quarzkristalle.
In dieser Senke liegt die „Malealea Lodge“ unsere Unterkunft für die nächsten 2 Tage.
Eine abenteuerliche Fahrt auf buckeliger Piste, nicht gerade für Reisebusse gemacht, führt uns in den Krater. Ich mache einige Fotos im letzten Abendlicht, das ja bekanntlich zusammen mit dem Morgenlicht das beste zum Fotografieren ist. In der Dämmerung beziehen wir die Rundhütte Nr. 11, die etwas abseits unter Aprikosen- und Pflaumenbäumen steht.
Oben auf dem Hauptversammlungsplatz singt ein Chor melodisch gut einstudierte Weisen. Danach tritt an seine Stelle eine Band, die mit selbstgebastelten Instrumenten aus Ölkanistern und Holzkisten spielt. Alles toll ! – vor allem die Idee, das Engagement und die Initiative der jungen Leute – auch wenn die Vorführung in Gummistiefeln stattfindet.
Wie ich später lese, kommen diese Gummistiefel meist aus den Goldminen Südafrikas, da fast alle männlichen Basothos (Lesothos Bewohner) einmal in den Goldminen gearbeitet haben oder noch dort arbeiten und sie die Gummistiefel mitnehmen dürfen.
Für die Gage steht in der Nähe eine verschlossene Blechkiste, in die man eine freiwillige Spende werfen kann.
18. Reisetag
Kurz vor 9.00 Uhr trifft sich die Gruppe an der Rezeption. Die „Whale-Watcher“ erfahren, dass ihre Tour wegen des schlechten Wetters abgesagt wurde. Lange Gesichter. So brechen alle oder die meisten zu einer Fahrt in den Tsitsikamma National Forest auf.
Laut Reiseführer ist dies ein meeresnaher Regenwald mit entsprechender Vegetation und Tierwelt. Die Aussichten sind trübe, da es regnet. Als wir nach ca. 1 Stunde am Strand aus dem Bus aussteigen, hat es aufgehört zu regnen und die Stimmung hellt sich auf.
Die Meeresbrandung ist wild und laut, scheint greifbar nahe und schiebt einen Schaumteppich vor sich her. Die Wellen brechen sich mit Getöse an den Felsen.
Ein gut gesicherter Pfad führt zunächst über den Strand an einem kleinen Wasserfall vorbei in den nahen Wald. „Haltet Euch an den Wegweiser Suspension-Bridge“ hat man uns eingebläut. Wir befolgen dies und folgen über viele Stufen dem vorgegebenen Weg. Unterwegs gibt es fremdartige Bäume, bizarre Wurzeln, schöne Blumen und….
Klippschliefer zu bewundern. Diese putzigen Tierchen sollen mit den Elefanten verwandt sein? Kaum zu glauben, denn sie sind kleine, pelzige Wesen, eher dem Murmeltier ähnlich als mit den grauen Riesen verwandt, aber die Wissenschaft behauptet es und wird ihre Gründe dafür haben.
Endlich sieht man durch die Bäume die tiefer hängende Brücke. Diese „Suspension-Bridge“ ist eine ziemlich lange Hängebrücke, die über einen braunen Bach gespannt ist, der hier ins Meer mündet. Die Farbe des Baches erinnert an die Torfbäche Schottlands.
Klick, klick, klick, viel Fotos auf und hinter der Brücke werden geschossen.
Diese Eindrücke und viele andere werden uns bleiben und uns an eine interessante Reise ans Kap der Guten Hoffnung erinnern.
Klaus Hasemann
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