Ostern in Lateinamerika
Seit Ankunft der Spanier in der neuen Welt und der Kolonialisierung der Länder, wird in kaum einem Teil der Welt die Karwoche so ausgeprägt gefeiert wie in Lateinamerika.
In Peru und in Mexiko beginnen die Osterfeierlichkeiten zumeist schon am Palmsonntag. In den mexikanischen Gemeinden werden aus Palmblätter Kreuze gefertigt und im Gottesdienst gesegnet. Überall gibt es Umzüge und prachtvolle Prozessionen, in denen Heiligen-Statuen durch die Straßen getragen werden – stets begleitet von Musikkapellen.
Am Gründonnerstag werden abends in Bolivien traditionell zwölf bzw. 14 Kirchen besucht und in der Hauptstadt Sucre sowie in vielen Bergdörfern werden am nächsten Morgen in den frühen Morgenstunden die umliegen Berge von Einheimischen bevölkert, die hier die 14 Stationen des Kreuzwegs gehen.
In Ecuador - wie fast überall – ist der Karfreitag der Höhepunkt und die wichtigsten Prozessionen der Semana Santa, der Karwoche. Gläubige, die so genannten 'Cucuruchos', sind in violette Gewänder gehüllt und tragen große spitz zulaufenden Hüte, die an den Ku Klux Klan erinnern und symbolisieren Büßer, die ihre Sünden bereuen. Um den Bußgang noch zu unterstreichen, tragen sie zum Teil schwere Holzkreuze und sogar Eisenketten an den Füßen.
Spektakulär geht es auch in Guatemala zu. Zur Semana Santa, der Karwoche, werden Straßen abgesperrt und in mühevoller Kleinarbeit farbenprächtige Blütenteppiche gestaltet. Aber nicht nur Blüten kommen hier zum Einsatz sondern auch buntgefärbte Sägespäne und Blätter. Doch diese Kunstwerke sind nur von kurzer Dauer, denn die Prozession führt mitten durch die Stadt und über die prachtvoll gestalteten Bildnisse – ein Zeichen der Vergänglichkeit.
Ostersonntags wird ausgelassen gefeiert mit viel Musik, Tänzen und natürlich besonderen Speisen. In Ecuador gibt es die 'Fanesca' einen Eintopf bestehend aus zwölf Zutaten zu Ehren der zwölf Apostel – entstanden aus der kolonialen und indigenen Küche. In Brasilien wird Bacalao – Stockfisch - gegessen und in Peru gibt es an Karfreitag die 'Chupe de Viernes', eine Suppe aus Kartoffeln, Gemüse und Meeresfrüchten und Ostersonntag einen Eintopf mit sieben verschiedenen Fleischsorten, die 'Caldo de siete Carnes'.
Auch wenn mittlerweile Osterhasen und Schokoladeneier in Lateinamerika auch zum Osterfest gehören, so halten die Latinos ihre Bräuche aufrecht und feiern ihre Semana Santa in der typischen Fusion indigener und spanischer Traditionen.